Letterpress mit Stanzschablonen

Freitag, 14. Juli 2017

Heute zeige ich Euch meine Art, mit Hilfe von Stanzschablonen und der Big Shot Papier zu prägen bzw. zu bedrucken, so dass ein wunderschöner Letterpresseffekt entsteht.

Zuvor eine 'eindrückliche' Warnung: NIE, NIE, NIEMALS irgendetwas mit Gewalt oder gegen zu großen Widerstand durch die Big Shot kurbeln! Wenn Ihr merkt, es geht schwer, sofort aufhören und zurück. Sonst geht es Euch wie mir mit meiner Letterpressplattform von WE R Memory Keepers. Die habe ich blöderweise gleich beim ersten Ausprobieren geschrottet. Ich wollte gerne tiefere und schärfere Eindrücke ins Papier bekommen und habe noch zusätzliche Lagen Schmierpapier in das Sandwich eingebaut. Da hat es plötzlich 'Krack' gemacht und das war's dann mit der teuren Letterpressplattform. Was war ich frustriert... wie ich inzwischen herausgefunden habe, bin ich aber nicht die einzige, bei der die Platte kaputtgegangen ist. Das tröstet ein wenig!
Seitdem habe ich nach einer alternativen Technik gesucht. Die Letterpressschablonen und Farben hatte ich ja noch. Und ich bin fündig geworden ;)


Also was braucht Ihr für meine Methode?


Ihr braucht eine Big Shot samt Multipurpose Plattform, eine nicht verbogene Acrylstanzplatte, sowie die Metallstanzplatte für filigrane Formen.
Alternativ zu der Metallstanzplatte funktioniert es auch mit einer zweiten Acrylstanzplatte, die ebenfalls nicht verbogen ist. Der Druck beim Durchkurbeln muss für ein schönes Ergebnis an jeder Stelle gleich sein.
Desweiteren benötigt Ihr eine Silikonmatte zum Prägen, ein paar Seiten dünnes Schmierpapier (für die Big Shot passend zugeschnitten), eine Stanzform Eurer Wahl, eine alte Pappverpackung und das Papier, das Ihr prägen wollt.
Ich verwende gerne zur Kartenherstellung den preisgünstigen Aquarellkarton N°3 von Gerstaecker mit 200g/m². Es geht bestimmt auch mit anderem Papier; dieses sollte aber schon eine gewisse Dicke haben.

Als erstes stanzt Ihr Euch aus der Cornflakes- ( oder was-auch-immer-) Verpackung die Stanzformen aus, mit denen Ihr prägen wollt.



Jetzt geht es ans Prägen: Die Multipurposeplatte wird mit Tab 1 benutzt (also den obersten Tab 2 umklappen). Auf Tab. 1 legt Ihr die Metallstanzplatte, dann die Silikonmatte, darauf ein Stück Probepapier und auf dieses die ausgestanzte Kartonform. Oben auf das Sandwich abschließend kommt die glatte, unverbogene normale Acrylstanzplatte.


Durchkurbeln.

Angucken.

Wenn Ihr das Gefühl habt, die Form könnte sich noch tiefer einprägen, ein/zwei oder mehr Bogen dünnes Schmierpapier in das Sandwich einbauen (unterhalb der Metallstanzplatte): Jede Maschine ist ein klein wenig anders und das Ergebnis hängt natürlich auch von Eurer Verpackungskarton- und Druckpapierstärke ab. Aber wie bereits erwähnt: Nicht Zuviel des Guten! Der Widerstand beim Kurbeln ist in etwa derselbe wie beim Arbeiten mit Prägefoldern. Ich bin immer ganz baff, dass schon eine einzige zusätzliche Seite dünnes Schmierpapier das Prägeergebnis deutlich verändern kann.
Für mein bestes Ergebnis habe ich sechs (!) Bögen dünnes Schmierpapier unter Tab 1 gelegt.
Hier meine Versuche:


Wenn Ihr zufrieden seid mit dem Prägeergebnis und es farbig haben möchtet, könnt Ihr die Kartonstanzform einfärben. Das müsst Ihr auf der beschichteten Seite des Kartons machen, wenn die andere Seite rauh und porös ist so wie bei mir. Kinderschokolade zum Beispiel hat eine wunderbare glatte weiße Innenseite :).

Alternativ zu den Letterpressfarben von We R Memory Keepers kann auch mit wässriger (!) Linoldruckfarbe von Schmincke, einer Farbwalze (beides z.b. über Gerstaecker) und einer glatten Fliese aus dem Baumarkt zum Farbausrollen gearbeitet werden.
Da ich mit meinen Kindern vor Jahren Linoldruck gemacht habe, hatte ich noch einige Linoldruckfarbtuben hier zu Hause.
So bin ich übrigens damals zum Stempeln gekommen; das sei hier am Rande erwähnt ;).


Die Farbe (es reicht ganz wenig, das auf meinem Foto war schon wieder zuviel!) muss auf der Fliese ganz, ganz dünn ausgerollt werden, bis sie hörbar schmatzt und die Farbwalze gleichmäßig eingefärbt ist.  Dann könnt Ihr damit die Kartonstanzform auf der glatten Seite dünn einrollen.


Wird jetzt mit der eingefärbten Kartonstanzform geprägt, habt Ihr einen wunder-wunderschönen Letterpresseffekt!


Babyfeuchttücher eignen sich übrigens perfekt als Reinigungstücher für die verwendeten Utensilien. Nicht eintrocknen lassen!
Hier ein paar Ergebnisse:


Damit Ihr sehen könnt, dass sich der Druck wirklich eingeprägt hat, zeige ich Euch die Karte ganz rechts noch einmal von hinten:



Zum Schluss ein paar nützliche Tipps:

  • Beim Prägen von Papier mit den ausgestanzten Kartonformen ist es einfacher, man legt sie wie oben beschrieben auf das zu prägende Papier. So kann man die Form durch Verschieben exakt positionieren. Beim Drucken ist es allerdings sauberer und einfacher zu handhaben, wenn stattdessen das Papier auf die eingefärbte Kartonstanzform gelegt wird. Dazu baut Ihr das Sandwich umgekehrt auf: Multipurpose Plattform mit Tab 1 offen, Schmierpapier, unverbogene Acrylplatte, eingefärbte Kartonform, Papier, Silikonmatte und zuletzt die zweite Acrylplatte  bzw. Metallstanzplatte.
  • Sehr filigrane Stanzformen kann man zweimal aus der Kartonverpackung ausstanzen und aufeinanderkleben für mehr Stabilität oder wenn der Karton zu dünn ist, um richtig scharfe Abdrücke im Papier zu hinterlassen (das Sandwich dann in der Höhe anpassen).
  • Achtet bei dem Karton darauf, dass die beschichtete Oberfläche frei von Schrift oder Strichcodes ist. Die sieht man später nach dem Drucken. Vielleicht löst die Linol- bzw. Letterpressfarbe die Druckerschwärze an? Ist mir leider auch passiert ;). Am besten sucht man sich Verpackungen mit einer glatten, nicht porösen Innenfläache aus, an der die Letterpress- oder Linoldruckfarbe gut haftet. Ich will es mal mit Tetrapackverpackungen (Milchkartons) versuchen.
  • Wenn Ihr die Kartonstanzform mit Farbe einrollt, achtet darauf, dass Ihr immer die gesamte Fläche der Kartonform mit einer Rollbewegung erwischt, sonst können später Streifen entstehen, da der Farbauftrag dann unterschiedlich dick ist.
  • Bei ausgestanzten Schriftzügen auf die richtige Seite beim Einfärben achten, sonst wird es spiegelverkehrt. Ist mir natürlich passiert, ich kann einfach nichts auslassen, was verkehrt laufen kann ;)
  • Mit der Linoldruckfarbe von Schmincke kann man auch wunderbar stempeln. Einfach den Stempel auf die Fliese mit Farbe drücken oder mit der Gummiwalze einrollen. Die verschiedenen Farben sind ultra ergiebig und sogar untereinander mischbar.
  • Für alle, die die wunderschönen Letterpressformensets von WE R Memorykeepers haben: Auch die lassen sich mit der Silikonmatte verwenden! Mir persönlich gefällt das Ergebnis sogar besser als mit der Originalplattform.

So, und zu guter Letzt bleibt mir nur noch Euch viel Spaß beim Ausprobieren zu wünschen!

Mit kreativen Grüßen,


8 Kommentare

  1. Liebe Maike,

    herzlichen Dank für die Anleitung. Das werde ich unbedingt mal so testen. Das sind ja ungeahnte Möglichkeiten.
    Ich habe mir zum Geburtstag die Letterpress-Platte geschenkt und hatte auch den Eindruck, dass der Druck nicht ausreicht. Ich habe aber (Gott sei Dank) nicht weitergekurbelt als ich noch ein Papier untergelegt hatte...
    Ich bin total begeistert von den Ergebnissen und habe es auch mit "normalen" Stempelkissen von versarmark (magic) getestet. Das hat prima funktioniert. Falls du lust hast schau mal auf meinem Blog vorbei, da habe ich letzte Woche meine ersten Ergebnisse gezeigt...
    Liebe Grüße Sandra

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  2. Liebe Maike,
    Vielen lieben Dank für das Teilen Deiner Erfahrungen!
    So super ausführlich beschrieben, dass sogar ich es verstanden habe und es auch ausprobieren werde.
    Ich komme immer wieder gerne bei Dir vorbei, weil Deine Werke so akkurat und handwerklich toll gemacht sind. Du zeigst sie uns ganz und nicht nur irgendwelche Ausschnitte, die fotografisch toll gemacht aber in meinen Augen nichtssagend sind. Daher ein super Lob an Dich!
    Viele Grüße
    Judith

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  3. Liebe Maike,
    ich liebe Posts mit Tipps und Erklärungen und Deiner ist besonders wertvoll. Hab ganz ganz herzlichen Dank dafür! Wenn ich das Letterpress-Equipment haben werde, werde ich das als erstes ausprobieren.
    Liebe Grüße
    Sarah

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  4. Liebe Maike,
    Vielen lieben Dank für deinen ausführlichen Bericht und die Anleitung. Das steht schon eine Weile auf meiner Liste...nur muss ich es jetzt mal irgendwann ausprobieren.
    Ganz liebe Grüße Steffi

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  5. Was für eine tolle Anleitung, klar verständlich und nachvollziehbar! Vielen lieben Dank für die Arbeit, uns das so zu beschreiben, dazu noch mit soviel wertvollen Tipps...
    Jetzt muss ich mich nur noch um Platten kümmern, die frisch und gerade sind *grins* und eine Metallstanzplatte... aber es schaut einfach so toll aus ❤️
    Ganz lieben Gruß
    Katrin

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  6. Liebe Maike,
    ganz ♡lichen Dank für diesen Erfahrungsbericht.
    Ich habe leider die Erfahrung des "Schrottens" nicht mit der Letterpress sondern mit der BigShot machen "dürfen" - da bewegte sich nichts mehr - nicht vor und nicht zurück. Ein lieber ehemaliger Nachbar mit großem handwerklichen Können hat mir dann weitergeholfen.
    Das Prägen mit ausgestanzten Teilen werde ich jedenfalls ausprobieren
    Darf ich deinen Post auf pinterest stellen?
    ♡liche Grüße von
    Sabine aus WO(rms)

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  7. Fantastisch, liebe Maike!
    Schlicht und edel das Ergebnis - cleaner geht's nicht. Obwohl die Herstellung wahrscheinlich weniger "clean" ist ;o) Da landet doch bestimmt mal ungewollt ein Farbpatscher auf dem Kartenkarton... kann ich mir vorstellen.
    Hab lieben Dank für Deine ausführliche Beschreibung.
    Und nun genießen wir noch ein wenig die Sonnenstrahlen, ja?
    Herzliche Grüße aus Henstedt-Ulzburg (Kreis Segeberg)
    Karin

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  8. Sehr schönes Projekt!
    Es ist immer wieder erstaunlich, welch prägenden Eindruck solche hochwertigen, von Hand gedruckten Letterpress Karten hinterlassen können.

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